MEINE STORY

ch weiß noch ganz genau, wie ein Freund mir eines Tages strahlend erzählte, dass er sich ein „Burberry-Hemd“ gekauft hatte.

Ich hörte zu, nickte – und merkte dabei: Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. „Burberry“ war für mich ein völlig fremdes Wort. Auf dem Land, wo ich herkam, trugen die Leute höchstens mal ein Hemd zur Kirchweih oder einen Arbeitskittel, aber sicher keine Designerstücke.

Ein kleines bisschen war es mir peinlich, aber er erklärte es mir geduldig. Und als ich das berühmte Karomuster zum ersten Mal sah, passierte etwas in mir: Ich war fasziniert. Es war, als hätte jemand eine neue Tür in meinem Kopf geöffnet. Ich verstand plötzlich – Mode ist mehr als Stoff und Nähte. Mode hat Macht.

Viele Jahre später zog ich nach Mannheim. Die Stadt pulsierte, war offen, bunt, herzlich – und anders, als ich es je erlebt hatte.

Aus einer Mischung aus Neugier, Langeweile und dem Wunsch, ein bisschen dazu zu verdienen, begann ich samstags in einem kleinen Luxus-Modeladen zu arbeiten. Anfangs war es ein Nebenjob, eine Gelegenheit, mich zu beschäftigen und vielleicht auch mal selbst günstiger an besondere Stücke zu kommen.

Doch schnell stellte sich heraus: Das war mehr als ein Job. Ich hatte ein Auge für das, was harmoniert, was wirkt und was Menschen zum Strahlen bringt.

Zuerst packte ich Kisten aus und unterstützte den Onlineshop, doch bald durfte ich das Merchandising im Konzeptstore übernehmen – Schaufenster gestalten, Puppen einkleiden, die Dekoration setzen. Ich liebte es, Stimmungen zu schaffen, und merkte, wie sehr mich dieses kreative Arbeiten anzog.

Irgendwann stand ich dann auch im Verkauf. Oft sprang ich ein, wenn jemand ausfiel. Und die Kunden spürten schnell: Ich sah nicht nur, was mir gefiel – ich sah, was ihnen stand. Ich griff ihren Stil auf, nicht meinen eigenen. Das war meine größte Freude: Menschen zu beraten, damit sie nicht nur gut gekleidet waren, sondern sich selbst darin wiederfanden.

Manchmal verließ eine rebellische Rocker-Anwältin den Laden mit rosanen Pumps, manchmal ein Porschefahrer mit einem Halstuch aus der Damenabteilung. Damals war es noch ungewöhnlich, Mode einfach über Geschlechtergrenzen hinweg zu tragen – dieser Trend kam erst später.

Es war eine Zeit voller Lernen, voller Begegnungen, voller Inspiration. Erfahrungen im Verkauf, im Vertrieb, im Onlineshop – all das möchte ich heute nicht missen.

Damals habe ich beraten, heute gestalte ich.